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Schutbuchtorschun*
1. Umschau im Lande.
Westfalen hat eine beinahe dreieckige Gestalt. Seine größte Länge
von Bocholt nahe dem Rheine bis zur Weser bei Minden oder Höxter
beträgt gegen 200 Km (27 Meilen) und ungefähr gleich groß ist seine
Breite vom Westerwalde an der Nassau'schen Grenze, südlich von
*) Vergleiche: Kclnu-Gromphie von Peilischlond. Bearbeitet auf Grund der v.keydlitz-
schen Geogravhie. Mit Hinweis auf das „Deutsche Fond. Von Prof. Dr. I. Kutzcu." Zur
Förderung der deutschen Aaterlandskunde. Jltustrirt durch geographische Skizzen. 1869,
Preslau, Ferdinand Hirt's Verlag.
Westfalen. R. A.
1
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hirt's Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Bocholt Rheine Minden Westfalen
4
Wie cs in der Provinz Westfalen aussicht.
durch die eifrige Fürsorge des Oberpräsidenten v. Vincke bis Lipp-
ftadt herauf schiffbar gemacht worden; das war freilich ein schweres
Werk, an dem viele Jahre rastlos und mit vielen Kosten gearbeitet
worden ist; namentlich mußten viele Schleusen gebaut werden. Jetzt
bewegen sich zahlreiche Kähne und größere Schiffe auf der 182 Km
(24^ Meile) langen Wasserstraße der Lippe. Der Strom fließt in
vielen Windungen bei dem sehr geringen Gefälle langsam fort, und
da er überall flache Ufer hat, so überschwemmt er oft die angrenzenden
herrlichen Weiden und Wiesen.
Im Süderlande am nordöstlichen Abhange des Astenberges, des
höchsten Punktes in Westfalen, entspringt die Ruhr in einer Meeres-
höhe von 688 m (2118 Fuß). Da der Punkt ihrer Einmündung
in den Rhein bei Ruhrort nur eine Höhe von 21 ®/4 m (67 Fuß)
hat, so ist ihr Gefälle, besonders im oberen ..Laufe sehr bedeutend.
Anfangs fließt sie in einem engen Thale als lebhaftes Bächlein durch
den Wiesengrund; nach Aufnahme vieler Zuflüsse erscheint der Bach
oberhalb Meschede schon als Fluß. Hohe bewaldete Berge schließen das
Thal von beiden Seiten ein, und dieses erweitert sich erst unterhalb
Arnsberg auf eine Breite von 753^ m. bis 1130 m. (200 bis 300
Ruthen), die es auch bis zum Eintritte des Flusses in die Rheinebene
behält. Ueberall bildet das Ruhrthal mit den einschließenden Höhen
schöne romantische Gegenden, unter denen besonders Arnsberg, Hohen-
syburg, Volmarstein, Blankenstein, Hallingen zu erwähnen sind. Unter
den Nebenflüssen der Ruhr sind die bemerkenswerthesten: auf der
rechten Seite die bei Brilon entspringende und bei Neheim mündende
Möhne; aus der linken: die Röhr, die Hönne, welche sich unter-
halb Balve und Klusenstein durch ein von gewaltigen Kalksteinfelsen
eingeschlossenes Thal drängt; die Lenne, welche als Zwillingsfluß
der Ruhr am Astenberge in einer Höhe von mehr als 844 7® m
(2600 Fuß) entspringt und nach einem Lause von 126 Km (17 Meilen)
sich der alten Veste Hohensyburg gegenüber in die Ruhr ergießt. Die
Höhen des Lennethales bieten viele herrliche Aussichten, die schönsten
bei Plettenberg, Altena, Limburg und Syburg. Die Volme mit
der Ennepe, deren Thal die gewerbreiche Enneper Straße bildet.
Endlich liegt in unserer Provinz noch das Quellengebiet der Eder,
Sieg und Lahn. Die Eder ergießt sich in die Fulda nicht weit
von der Vereinigung minder Werra, welche die Weser bildet; die
Sieg und die Lahn fließen nach Westen hin, dem Rheine zu.
Wie die Bestandtheile Westfalens preußisch geworden sind, ist
unter L. im 8. Abschnitt dargestellt.
8. Das Mnnsttrland.
Von den Eisenbahnen unserer Provinz kommen hier in Betracht
die westfälische und die Köln-Mindener, welche sich bei Hamm
kreuzen. Diese verbindet Minden mit Köln am Rhein und berührt
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Die Grafschaft Mark,
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3. Die Grafschaft Mark.
Die ehemalige Grafschaft Mark umfaßt den westlichen Theil des
Regierungsbezirks Arnsberg. In Norden wird sie von dem Münster-
lande durch die Lippe geschieden; gegen Westen grenzt sie an das Rhein-
land, das ehemalige Herzogthum Berg; der südliche Theil des Landes
ist seiner Höhenlage nach eine Fortsetzung des Herzogthums Westfalen
und wird deshalb auch das Märkische Süderland genannt. Der nörd-
liche Theil der Mark ist der ebene fruchtreiche Landstrich des Hellweges,
welcher sich von Paderborn her über Soest, Unna, Dortmund bis weit
nach dem Rheine hinzieht. Im Süden des Hellweges dehnt sich das
westfälische Kohlenrevier aus über die Gegend von Dortmund,
Hörde, Schwerte, Westhofen, Herdecke, Wetter, Witten, Blankenstein,
Bochum, Hattingen bis in das Rheinland nach Duisberg hin. Es
umfaßt im Ganzen 440 */2 Dkm (8 Hs Meilen). Seine Oberfläche
bietet eine ähnliche Abwechselung von Berg und Thal dar wie das
Süderland, und die Ruhr durchströmt es in vielen Windungen von
Osten nach Westen. In diesen Gegenden sehen wir überall riesenhafte
Schornsteine ragen; sie gehören den Dampfmaschinen an, welche den
dunklen Schatz aus der Tiefe emporheben. Tausende von Bergleuten
brechen die Kohlen in tiefen Schachten aus dem Schoße der Erde los
und wieder Tausende von Arbeitern verdienen sich mit dem Verladen
ihren Unterhalt; denn es werden in dem ganzen rheinisch-westfälischen
Kohlenrevier jährlich über 40 Millionen Tonnen Steinkohlen im
Werthe von ungefähr 45 Millionen Mark gefördert. In den 233
in Betrieb stehenden Gruben sind über 40,000 Arbeiter beschäftigt.
Der Gebrauch der Kohlen zum Kochen und zum Heizen der Zimmer, bei
Dampfmaschinen und zur Gasbereitung ist bekannt. Ein großer
Theil derselben wird in besonderen Oesen für den Verbrauch in
Dampfmaschinen durch Ausbrennen der schwefeligen und erdigen Be-
standtheile zugerichtet. Diese Oesen heißen Coaks- (sprich: Cohks-)
Oesen. Doch nicht blos an Steinkohlenlagern, sondern auch an
Eisenerzen und Galmei ist die Mark reich. Aus letzterem Erze wird in
besonderen Oesen das Zink gewonnen, welches man zum Decken flacher
Dächer statt der Kupferplatten und zu allerlei Gerüchen gebraucht.
Auch werden viele Tausend Tonnen Braun- und Thoneisenstein, auch
Blackband oder Kohleneisenstein zu Tage gefördert. In thurmartigen
Hohöfen, aus denen die Flamme emporschlägt und bei Nacht weithin
einen Hellen Schein verbreitet, wird das Eisenerz geschmolzen. Das
so gewonnene Roh- und Gußeisen wird in Eisenhämmern, Gießereien,
Walzwerken und Stahlfabriken weiter verarbeitet.
Die Gewerbthätigkeit beschränkt sich indessen nicht auf das Kohlen-
gebiet selbst, sie dehnt sich auch über den südlichen gebirgigen
Theil der Mark aus. Hier in den Thälern der Lenne, der Volme,
Haspe, Ennepe und vieler kleinerer Flüßchen wohnt das rührige Ar-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Das Herzogthum Westfale« oder das Südertand.
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16,000 Einwohner und ist wohl der älteste Ausgangs- und Mittel-
punkt der märkischen Industrie. Schon im Anfänge des vorigen Jahr-
hunderts werden fast dieselben Iserlohner Fabrikate erwähnt, welche
jetzt dort angefertigt werden: Eisen-, Stahl-, Messing- oder Bronce-
waaren, Draht, Nadeln, Fingerhüte, Knöpfe und verschiedene Ge-
spinnste und Gewebe. Auch die an Naturschönheiten reiche Umgegend
ist voll von Fabrikanlagen. Wichtig ist auch Altena. Auf der
die Stadt überschauenden Höhe liegt das Stammschloß der Grafen
von der Mark, erbaut um 1120. Die Stadt, welche von den Ufern
der Lenne und Nette eng an die Berghöhe gedrängt wird, hat über
6000 Einwohner und liefert Eisen-, Stahl- und Messingwaaren, auch
schöne Gold- und Silberarbeiten. Unter den gewerbreichen Städten
der Mark ist noch zu erwähnen Lüdenscheid mit mehr als 6000
Einwohnern, westlich von der Bahn zwischen hohen Bergen gelegen.
4. Das Herzogthum Westfalen oder das Süderland.
Das ehemalige Herzogthum Westfalen umfaßt die Hälfte des Flä-
cheninhalts vom Regierungsbezirk Arnsberg. Den Strich des Hellwe-
ges von Werl bis Gesecke und des Haarstranges abgerechnet, ist es ein
echtes Gebirgsland. Auf der rechten Seite der obern Ruhr bis zur
Möhne in Norden lagert sich der Arnsberg er Wald. Die Ge-
birge zwischen Ruhr und Lenne machen das Sauerländische Ge-
birge aus; das Lennegebirge ist ein Theil davon; es zieht sich
an dem rechten Ufer der Lenne entlang bis zum Einflüsse in die
Ruhr. Südlich von dem Sauerländischen Gebirge, vom kahlek
Astenberge bis zum Ederkopfe, breitet sich das Rothlager- oder
Rothhaargebirge aus. Westlich von diesem und von der Lenne
erhebt sich das Ebbegebirge, welches sich weit in die Rheinprovinz
hineinzieht. Vom Ederkopfe nach Süden zieht sich dem Rheine
zu der Anfang des Westerwaldes. Die zahlreichen Flüsse und
Bäche des Süderland es bilden enge Thäler, welche von meistens steil
ansteigenden Bergen eingeschlossen sind, und der ganze Raum zwischen
den Flußthälern ist mit solchen bewaldeten Bergen bedeckt. In den
höchsten Orten des Süderlandes, was hier mit Recht Sauerland
heißt, z. B. bei Winterberg, giebt es gar keine Obstbäume mehr
und von Gemüsen gedeihen nur Kartoffeln, gelbe Rüben, Kohl; der
gemähte Hafer muß oft unter dem Schnee weg eingescheuert werden.
Die Wälder, welche zum Theil noch Gemeindeeigenthum, meistens
aber getheilt sind, machen den Hauptreichthum des Landes aus.
Will man das Süderland weiter kennen lernen, dann muß man
es auf seinen überall guten Post- und Landstraßen durchreisen. Die
Hauptwege in das Bergland kommen über den Haarstrang von Soest
(Söst) und von Lippstadt her. Auf der Höhe dieses Bergrückens hat
man überall die schönste Aussicht, nordwärts über die gesegneten Fluren
des Hellweges, südwärts in das dunkele Waldland. Eine dritte
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Wie die Sachsen zum Christenthum bekehrt wurden.
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deutschen Völker in der Zeit vom vierten Jahrhundert an bis in das
sechste hinein in der großen Völkerwanderung ihre Wohnsitze verließen
und meist nach Südwesten in das große Römerreich eindrangen und
es nach und nach auflösten, behielten die Sachsen ihre Wohnsitze un-
verändert. Sie bewahrten auch getreulich Sprache, Sitte und Lebens-
weise der Väter, wogegen die wandernden deutschen Völker mit Frem-
den sich vermischten und dadurch neue Völker mit besonderer Sprache
bildeten. Namentlich war es der Stamm der Franken, welcher sich
im heutigen Frankreich ein mächtiges Reich gegründet hatte. Drei-
hundert Jahre waren verflossen, seit diese Franken das Evangelium
angenommen hatten. Seitdem hatten sich auch die übrigen deutschen
Stämme dem Kreuze unterworfen. Nur die mächtigen Sachsen
wollten von dem Glauben der Väter nimmer lassen. Darum haßten sie
Alles, was ihnen von andern Völkern kam, und so verwarfen sie
mit dem Bösen auch das Gute und wurden Feinde des Christenthums,
das sie noch nicht kannten. Viele von ihnen hausten noch in Schluch-
ten und Thälern und bei den dunkeln Bächen, die tief im Walde
rinnen, wo das Wild seine Lagerstätte hat. Auch ihr Sinn war
wild und zügellos, und dort im Waldesdunkel, an verborgenen Orten,
hatten sie ihre Altäre und Opferstätten; denn sie meinten, es hätten
die Götter vornehmlich in hohen und rauschenden Bäumen ihren
Sitz. Vor Allem aber achteten sie einen großen Baum heilig; an
dem war ein Götterbild befestigt. Dieser Baum hieß Jrmensäule
und lag bei dem festen Orte Eresburg an der Diemel. Auch wähn-
ten sie im Gesänge der Vögel und im Wiehern ihrer Pferde die
Stimme der Götter zu vernehmen. Das gemeinsame Wohl aber
beriechen sie in großen Versammlungen des Volks, und wenn ein
Krieg ausbrach, wählten sie einen obersten Führer aus den Mächti-
gen des Landes.
2. Bei dem Stamme der Westfalen war einer der Angesehen-
sten Widekind oder Wieking; der ragte hervor durch Adel seines Ge-
schlechts und Reichthum an Land und Knechten. Seine Stimme
galt bei Allen; denn er war klug im Rache, tapfer und besonnen
in der Schlacht, seinem Volke und seinen Göttern eifrig ergeben,
und oft hatte er die Sachsen im Kriege geführt. Da nun im Fran-
kenreiche der mächtige Kaiser Karl der Große regierte (768—814),
wollte er auch die Sachsen für das Christenthum gewinnen. Durch
das Gottesurtheil der Schlachten mußte er dem Heldenvolke zeigen,
daß die alten Götter ohnmächtig seien. Aber es begleiteten ihn auf
seinem Heereszuge in ihr Land auch Bischöfe, Aebte und Mönche,
die sollten Kirchen und Klöster gründen und versuchen, ob die Sach-
sen auf ihre Predigt hören würden. Er stürzte die heilige Jrmen-
säule in den Staub und kam bis zur Weser. Die Sachsen aber
vertheidigten sich tapfer, und Wieking kämpfte unermüdlich an ihrer
Spitze. Und als die Franken in ihr Land zurückkehrten, stand er
hinter ihnen auf mit allem Volk und zerstörte die Eresburg. Da
2*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Mkirchliche Stiftungen in Westfalen.
21
und gab den Sachsen mildere Gesetze. So kam es 803 zu dem
Frieden zu Selz. Er endete den 31jährigen Krieg zwischen Karl
dem Großen und den Sachsen für diese ehrenvoll; denn sie behielten
ihre alten Gesetze und erhielten Gleichheit mit den Franken. Fortan
duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche der Fran-
kenkönig in ihrem Lande gründete, und wurden so allmählich aus
wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche.
3. Mkirchliche Stiftungen in Westfalen.
Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der
christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von
Bisthümern dafür, daß die Neubekehrten nun auch in sorgfältige
kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung
der Bisthümer Paderborn und Minden sür die Engern, Münster
und Osnabrück für das nördliche Westfalen; der südliche Theil von
Westfalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen.
1. Liudger und das Bisthum Münster. Erst nach lan-
gem Kampfe Karl's des Großen wurden die Sachsen willig, die
Boten des Herrn bei sich aufzunehmen. Da war es Liudger (Lüdger),
den der Herr sich zum Rüstzeug seiner Kirche im Westfalenlande er-
wählte. Schon vor seiner Geburt erfuhr er des Herrn sonderliche
Bewahrung. Denn seine Mutter that nicht lange vor seiner Geburt
einen schweren Fall über die Thürschwelle, da sie ihrem heimkehrenden
Gatten freudig entgegeneilen wollte. Man trug ste für todt hinweg,
aber sie genas, und gelobte, ihr Söhnlein solle ein Diener des Evan-
geliums werden. Unter frommer Pflege und Zucht wuchs es heran
zu einem reichbegabten und lernbegierigen Jünglinge. Wenn die
fromme Mutter ihm und seinem jüngern Bruder von den Werken
und Wegen Gottes aus der heiligen Schrift erzählte oder von den
Worten und Wundern unsers Heilandes, da lauschte er, und es er-
glänzte ihm Auge und Angesicht. So ward er mit der Milch des
Evangeliums genährt und zu seiner weitern Ausbildung dann zu dem
berühmten Abt Gregor nach Utrecht gegeben. Auch hatte er das
Glück, lange den Unterricht des gelehrten und frommen Alkuin zu
genießen. Das war der Mann, welcher in seinen Briefen oft gegen
die blos äußerliche und gewaltsame Bekehrung der Sachsen eifert,
der den Bischöfen zurief: „Seid Glaubenszeugen, nicht Zehentein-
treiber!" Hier war die rechte Schule für Liudger. Im Jahre 785
bestimmte ihn Karl der Große auf Alkuin's Empfehlung zum Bischof
der westlichen Sachsen. Mimigardefort, eine Vereinigung von 5 alt-
sächsischen Höfen, aus denen das heutige Münster entstanden ist, wählte
er zur Missionsstation. Er baute hier eine kleine Kirche und ein
Wohngebäude für sich und seine Missionsgehilfen. (Noch eine längere
Zeit hindurch setzten die Kanoniker am Dome dies einfache Zusammen-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Karl
dem_Großen Karl Mkirchliche Karl Cölner_Bisthumssprengel Liudger Gregor Gregor Karl_der_Große Karl
Dortmund und die heilige Feme.
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Augen betrachteten. Bald wurde das Kloster durch fromme Schen-
kungen reich, und die Zahl der Mönche stieg auf 300. Die arbei-
teten drin in ihrem stillen Kloster wie die Bienen im Stocke: da
wurden alte berühmte Bücher abgeschrieben, neue Schriften verfaßt;
da wurde Unterricht ertheilt und der Ackerbau gepflegt. —
Die genannten Bisthümer gehörten zu dem großen Herzogthum
Sachsen; doch unter dem mächtigen Kaiser Friedrich Barbarossa wurde
dieses Herzogthum zersplittert und dem Herzog Heinrich dem Löwen
genommen, weil er seinem Herrn und Kaiser den Gehorsam ver-
weigert hatte. Da wurde Westfalen als ein besonderes Herzogthum
von Sachsen getrennt und dem Erzbischof von Cöln untergeben, und
die Bisthümer wurden reichssrei.
4. Dortmund und die heilige Feme.
1. Dortmund war ehemals nicht nur eine freie Reichsstadt,
sondern auch ein Glied des mächtigen Städtebundes, der Hansa ge-
nannt wurde. Oester weilten die deutschen Kaiser in der altehrwür-
digen Stadt. Besonders festlich ging es her, als im Jahre 1377
Karl Iv. drei Tage lang hier Hof hielt. An der Grenze des Stadt-
gebiets empfing ihn der Magistrat mit den Reitern und Armbrust-
schützen der Stadt; an einem weißen Stabe wurden die Schlüssel
der Thore vorgetragen und dem Kaiser überreicht. Als Karl unter
Glockenklang, unter Zinken-, Kesseltrommeln-, Geigen- und Pfeifenspiel
in die Stadt einritt, führten die zwei Bürgermeister in voller Rüstung
sein Roß am Zügel; vier Rathsherren trugen den Baldachin über
ihm. Voran ritt der Herzog von Sachsen als Marschall mit dem
Schwerte; im langen Zuge wurde der silberne Schrein mit den Ge-
beinen des heiligen Reinold getragen, umringt von Schülern mit
grünen Kränzen. Auf der Hauptstraße, „die rein gefegt war," stan-
den rechts die Männer, links die Weiber der Stadt in ihren besten
Kleidern. Der Kaiser wohnte im Hofe Johann's von Wickede, des
Patriciers, der mit dem Rechte begnadet wurde, kaiserlicher Majestät
den Steigbügel zu halten. Die Ehre so hohen Besuchs hätte die
Stadt aber bald theuer büßen müssen; denn es begab sich, daß des
Reiches Marschall vor dem Einzuge des Kaisers das Stadtthor nicht
hoch und breit, die Straßen nicht weit genug fand, um seine Lanze
querdurch zu führen. Schon wollte er Alles niederreißen lassen, so
wie ihm in solchem Falle zukomme, und nur für eine bedeutende
Geldsumme hielt er den Befehl zurück.
2. Neben der Stadtmauer unter alten, vermorschten Linden be-
findet sich die Ding, d. i. die Gerichtsstätte der heiligen Feme. Das
war im Mittelalter (vom 12. bis 15. Jahrhundert) ein weit und
breit gefürchtetes Gericht; im Namen des Kaisers richtete es über
Ehr- und Treulosigkeit, Raub und Gewaltthätigkeit, über Entweihung
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich Heinrich Dortmund Karl_Iv Karl Karl Karl Reinold
6
Wie es in der Provinz Westfalen aussieht.
Die Bewohner dieser alten Höfe kommen nur Sonntags zur
Messe (alle sind katholische, zu Hochzeiten, Begräbnissen rc. zusammen.
Die Pfarrkirche ist der Mittelpunkt ihrer Vereinigung; ein oder zwei
Wirthshäuser am Kirchhofe, ein Laden, einige Handwerker- und Tage-
löhnerwohnungen bilden mit der Pfarre und der Schule das ganze
Pfarrdorf.
Bei der Einförmigkeit des Landes und der dargestellten Art seiner
Bewohnung findet der Reisende, welcher romantische Gegenden und
großstädtische Sehenswürdigkeiten aufsucht, nur einzelne Punkte, welche
ihn auf seinem Wege nach Münster zur näheren Betrachtung
cinladen möchten. Kommt er von der Nordsee her, dann gelangt er
auf der Eisenbahn in 6 bis 7 Stunden von Emden dahin über
Lin gen und Rheine. Hier bei Rheine schließen sich zwei andere
Schienenwege an, der eine, welcher von Osten her, von Hannover
und von Bremen über Jbbenbühren geht, der andere, welcher
von Westen kommend die holländischen Güter und Reisenden von
Amsterdam, Utrecht, Arnheim, Zütphen hierher bringt. Wer von
Süden kommt, gelangt dahin auf der Münster-Hammer Bahn; er
kann aber auch von Soest aus gerade nordwärts gehen über Herz-
feld, wo in der Kirche das Grabmal der heiligen Jda, der Stamm-
mutter des berühmtesten deutschen Kaisergeschlechts — der ersten
Heinriche und Ottonen — gezeigt wird, und über Stromberg mit
der Feste der im Mittelalter sehr gefürchteten Burggrafen, einer
schönen gothischen Kreuzkirche und herrlicher Fernsicht über die Ebenen
von Soest und Lippstadt bis zu dem im Süden sich erhebenden Berg-
zuge der Haar.
Von allen Seiten her sieht man die westfälische Hauptstadt Mün-
ster mit den Thürmen ihrer vierzehn Kirchen schon in weiter Ferne
aus der Ebene sich erheben. Bei dem Eintritte in die Stadt erblicken
wir neben freundlichen neuen Gebäuden und stattlichen adligen Höfen
manche noch aus dem Mittelalter herstammende Häuser mit hohen
Giebelwänden. Fast ganz mittelalterlich schauen uns auf der Haupt-
straße an die Häuser mit langen Bogengängen, das Rathhaus, die
Lambertikirche und etwas zur Seite der Dom auf dem von Linden'
beschatteten Domplatze, in dessen Umgebung sich das neue westfälische
Ständehaus auszeichnet. Das Rath haus enthält den Saal, in
welchem am 24. Oktober 1648 der westfälische Frieden unterzeichnet
wurde, mit den Bildnissen der Gesandten; er hat noch ganz seine alte
Einrichtung. Das Schloß der früheren Fürstbischöfe ist ein Pracht-
gebäude des vorigen Jahrhunderts. Jetzt wird es von dem Ober-
präsidenten von Westfalen und dem kommandirenden General bewohnt.
Der schöne Schloßgarten enthält auch den zur Akademie gehörenden
botanischen Garten. — Die Stadt Münster hat über 25,000
Einwohner.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
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Wie cs in der Provinz Westfalen aussieht.
Straße führt an der Ruhr herauf über Menden und Neheim
nach Arnsberg. Die Soester Straße führt ebendahin durch den
Arnsberger Wald, welcher sich 8 Stunden lang und 3 Stunden breit
zwischen Ruhr und Möhne ausdehnt. Arnsberg ist eine hübsch ge-
baute Stadt von 4500 Einwohnern, der Sitz der Regierung und
eines Appellationsgerichts, und mit Recht viel gerühmt wegen seiner
schönen Lage. Von dem Schloßberge mit den Ruinen der Burg der
alten Grafen von Arnsberg und von mehreren anderen Höhen hat
man herrliche Aussichten in das Ruhrthal. Die Ruhrstraße geht
weiter im Flußthale hinauf nach Süden. Sie berührt Meschede
mit schöner Umgegend. Hier wird sie durchschnitten von der großen
Straße, welche von Lippstadt (Minden) nach dem Rheine geht.
5. Das Siegenfche.
Das Fürstenthum (Kreis) Siegen ist zwar auch ein hoch-
gelegenes mit Waldbergen bedecktes Land, aber es ist reich durch seine
Mineralien, seine Industrie und den überaus sorgfältigen Anbau des
Bodens. Der Siegener Wiesenbau ist weit berühmt. Wo in den
meistens engen Thälern ein Stückchen Grasboden so gelegen ist, daß
das Wasser eines Flusses oder Baches darauf geleitet werden kann,
da werden eine Menge Gräben so gezogen, daß das Wasser über die
ganze Grasfläche hinstießt. Bei aller Sorgfalt der Bodenbenutzung
reichen aber dessen Erzeugnisse bei Weitem nicht aus zur Unterhaltung
der zahlreichen Einwohner; die Hauptquelle des stegenschen Wohlstan-
des ist der Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Wohnplätze
des Landes liegen fast alle in den Thälern. Siegen allein hat
einen eigentlich städtischen Charakter. Es hat 90oo Einwohner.
6. Das Paderbornfche.
Wir durchreisen das Paderbornsche auf der Eisenbahn, die von
Thüringen und Hessen herkommt und durch das Land über Pa-
derborn nach Hamm führt. Die Eisenbahn geht von Kassel nord-
wärts und zieht sich im Thale der Diemel herauf, welche zwischen
Westfalen und Kur Hessen die Grenze bildet. Eine hohe, aus
Quadersteinen gebaute Brücke führt bei Liebenau über das Thal des
Flusses. Marburg an der Diemel ist der erste Anhaltepunkt in
unserer Provinz; obgleich von da an die Berge beginnen, so breitet
sich doch um die Stadt her noch eine der fruchtbarsten Gegenden aus,
die dem Hellwege bei Dortmund und Unna und den Weizenfeldern
bei Soest (Söst) an die Seite zu stellen ist; sie heißt die Marburg er
Börde und ist für die Gebirgsgegenden eine wahre Kornkammer.
Von hier an schlängelt sich die Bahn in allmählicher Steigung an
der Ostseite des Eggegebirges oder des südlichen Teutoburger
Waldes in die Höhe. Der Teutoburger Wald hat wohl die schönsten
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
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Wie es in der Provinz Westfalen aussieht.
als die 4 Arme zu haben. Das übereilte Heirathen hat dem Lande
viel arme Leute gebracht.
Paderborn ist einer jener alten Bischofssitze, welche Karl der
Große im alten Sachsenlande als Pflanzschulen des Christenthums
errichtet hat. Es war an den zahlreichen Quellen der Pad er, wo
er im Jahre 777 den ersten großen Reichstag im Lande der Sachsen
hielt; 20 Jahre später stiftete er das Bisthum mit dem großen Dom.
Die Siadt ist jetzt noch Sitz eines Bischofs.
Oestlich von Paderborn am Ursprünge der Lippe liegt Lipp-
springe, ein vielbesuchtes Bad.
Auf der Eisenbahn kommt man von Paderborn aus bald nach
Salzkotten. Schon der Name sagt es, daß hier Salz gewonnen
wird; es ist eine der bedeutenderen Salinen der Provinz.
7. Das Minden-Kavensbergische.
Der Regierungsbezirk Minden besteht aus einem südlichen Theile,
dem Paderbornschen, und einem nördlichen; das ist das Ra-
vensberger und Mindner Land. Quer durch diesen Theil führt
die Cöln-Mindner Eisenbahn. Wir reisen auf derselben durch
den Landstrich. Aus der norddeutschen Ebene von Hannover,
Magdeburg und Berlin her tritt der Schienenweg vor Minden
in Westfalen ein. Die Stadt liegt auf der linken Seite der Weser,
nur die Festungswerke, welche sie mit hohen Wällen, tiefen Wasser-
gräben und starken Mauern umschließen, nehmen beide Ufer des
Flusses ein. Sie hat eine freundliche Lage; die Straßen sind schmal
und winkelig, da die Festungswerke sie einengen. Sie ist eine der
alten Bisthumsstiftungen Karl's des Großen. Ein stattliches und
ehrwürdiges Gebäude ist der Dom; zwar kleiner als der zu Mün-
ster und Paderborn, hat er doch drei Schiffe nebeneinander, mit
hoch strebenden Pfeilern, von denen die schönen Kreuzgewölbe getragen
werden. Die breiten Fenster nehmen beinahe die ganze Höhe der
Mauer ein und reichen von unten bis in die Nähe des Daches,
etwa 211/2 m (66 Fuß) hoch. Da die Stadt die Straße vom Rheine
nach den Elbgegenden gerade da, wo dieselbe durch den Engpaß an
der Weser führt, deckt, ist sie bis in die jüngste Zeit befestigt gewesen.
Die Eisenbahn geht nicht bei der Stadt über die Weser, sondern bleibt
auf der rechten Seite und läuft an derselben ein Stück stromaufwärts.
Etwa eine Stunde oberhalb der Stadt führt sie durch einen Engpaß,
in welchem sich die Weser zwischen hohen Bergen einen Durchbruch ge-
bahnt hat. Die Bahn selbst zwängt sich zwischen dem Flusse und
dem Bergabhange hindurch, aber dennoch eilen die Züge über die
gefährliche Stelle rasch und sicher dahin. Westfälische Pforte heißt
diese Durchbruchstelle des Stromes durch das Wesergebirge. Die
Gegend hat einen großen und anmuthigen Reiz. Auf dem jenseitigen,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]