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1. Westfalen - S. 1

1870 - Breslau : Hirt
Hww^tck8ft-instot (Or International Schutbuchtorschun* 1. Umschau im Lande. Westfalen hat eine beinahe dreieckige Gestalt. Seine größte Länge von Bocholt nahe dem Rheine bis zur Weser bei Minden oder Höxter beträgt gegen 200 Km (27 Meilen) und ungefähr gleich groß ist seine Breite vom Westerwalde an der Nassau'schen Grenze, südlich von *) Vergleiche: Kclnu-Gromphie von Peilischlond. Bearbeitet auf Grund der v.keydlitz- schen Geogravhie. Mit Hinweis auf das „Deutsche Fond. Von Prof. Dr. I. Kutzcu." Zur Förderung der deutschen Aaterlandskunde. Jltustrirt durch geographische Skizzen. 1869, Preslau, Ferdinand Hirt's Verlag. Westfalen. R. A. 1

2. Westfalen - S. 4

1870 - Breslau : Hirt
4 Wie cs in der Provinz Westfalen aussicht. durch die eifrige Fürsorge des Oberpräsidenten v. Vincke bis Lipp- ftadt herauf schiffbar gemacht worden; das war freilich ein schweres Werk, an dem viele Jahre rastlos und mit vielen Kosten gearbeitet worden ist; namentlich mußten viele Schleusen gebaut werden. Jetzt bewegen sich zahlreiche Kähne und größere Schiffe auf der 182 Km (24^ Meile) langen Wasserstraße der Lippe. Der Strom fließt in vielen Windungen bei dem sehr geringen Gefälle langsam fort, und da er überall flache Ufer hat, so überschwemmt er oft die angrenzenden herrlichen Weiden und Wiesen. Im Süderlande am nordöstlichen Abhange des Astenberges, des höchsten Punktes in Westfalen, entspringt die Ruhr in einer Meeres- höhe von 688 m (2118 Fuß). Da der Punkt ihrer Einmündung in den Rhein bei Ruhrort nur eine Höhe von 21 ®/4 m (67 Fuß) hat, so ist ihr Gefälle, besonders im oberen ..Laufe sehr bedeutend. Anfangs fließt sie in einem engen Thale als lebhaftes Bächlein durch den Wiesengrund; nach Aufnahme vieler Zuflüsse erscheint der Bach oberhalb Meschede schon als Fluß. Hohe bewaldete Berge schließen das Thal von beiden Seiten ein, und dieses erweitert sich erst unterhalb Arnsberg auf eine Breite von 753^ m. bis 1130 m. (200 bis 300 Ruthen), die es auch bis zum Eintritte des Flusses in die Rheinebene behält. Ueberall bildet das Ruhrthal mit den einschließenden Höhen schöne romantische Gegenden, unter denen besonders Arnsberg, Hohen- syburg, Volmarstein, Blankenstein, Hallingen zu erwähnen sind. Unter den Nebenflüssen der Ruhr sind die bemerkenswerthesten: auf der rechten Seite die bei Brilon entspringende und bei Neheim mündende Möhne; aus der linken: die Röhr, die Hönne, welche sich unter- halb Balve und Klusenstein durch ein von gewaltigen Kalksteinfelsen eingeschlossenes Thal drängt; die Lenne, welche als Zwillingsfluß der Ruhr am Astenberge in einer Höhe von mehr als 844 7® m (2600 Fuß) entspringt und nach einem Lause von 126 Km (17 Meilen) sich der alten Veste Hohensyburg gegenüber in die Ruhr ergießt. Die Höhen des Lennethales bieten viele herrliche Aussichten, die schönsten bei Plettenberg, Altena, Limburg und Syburg. Die Volme mit der Ennepe, deren Thal die gewerbreiche Enneper Straße bildet. Endlich liegt in unserer Provinz noch das Quellengebiet der Eder, Sieg und Lahn. Die Eder ergießt sich in die Fulda nicht weit von der Vereinigung minder Werra, welche die Weser bildet; die Sieg und die Lahn fließen nach Westen hin, dem Rheine zu. Wie die Bestandtheile Westfalens preußisch geworden sind, ist unter L. im 8. Abschnitt dargestellt. 8. Das Mnnsttrland. Von den Eisenbahnen unserer Provinz kommen hier in Betracht die westfälische und die Köln-Mindener, welche sich bei Hamm kreuzen. Diese verbindet Minden mit Köln am Rhein und berührt

3. Westfalen - S. 7

1870 - Breslau : Hirt
Die Grafschaft Mark, 7 3. Die Grafschaft Mark. Die ehemalige Grafschaft Mark umfaßt den westlichen Theil des Regierungsbezirks Arnsberg. In Norden wird sie von dem Münster- lande durch die Lippe geschieden; gegen Westen grenzt sie an das Rhein- land, das ehemalige Herzogthum Berg; der südliche Theil des Landes ist seiner Höhenlage nach eine Fortsetzung des Herzogthums Westfalen und wird deshalb auch das Märkische Süderland genannt. Der nörd- liche Theil der Mark ist der ebene fruchtreiche Landstrich des Hellweges, welcher sich von Paderborn her über Soest, Unna, Dortmund bis weit nach dem Rheine hinzieht. Im Süden des Hellweges dehnt sich das westfälische Kohlenrevier aus über die Gegend von Dortmund, Hörde, Schwerte, Westhofen, Herdecke, Wetter, Witten, Blankenstein, Bochum, Hattingen bis in das Rheinland nach Duisberg hin. Es umfaßt im Ganzen 440 */2 Dkm (8 Hs Meilen). Seine Oberfläche bietet eine ähnliche Abwechselung von Berg und Thal dar wie das Süderland, und die Ruhr durchströmt es in vielen Windungen von Osten nach Westen. In diesen Gegenden sehen wir überall riesenhafte Schornsteine ragen; sie gehören den Dampfmaschinen an, welche den dunklen Schatz aus der Tiefe emporheben. Tausende von Bergleuten brechen die Kohlen in tiefen Schachten aus dem Schoße der Erde los und wieder Tausende von Arbeitern verdienen sich mit dem Verladen ihren Unterhalt; denn es werden in dem ganzen rheinisch-westfälischen Kohlenrevier jährlich über 40 Millionen Tonnen Steinkohlen im Werthe von ungefähr 45 Millionen Mark gefördert. In den 233 in Betrieb stehenden Gruben sind über 40,000 Arbeiter beschäftigt. Der Gebrauch der Kohlen zum Kochen und zum Heizen der Zimmer, bei Dampfmaschinen und zur Gasbereitung ist bekannt. Ein großer Theil derselben wird in besonderen Oesen für den Verbrauch in Dampfmaschinen durch Ausbrennen der schwefeligen und erdigen Be- standtheile zugerichtet. Diese Oesen heißen Coaks- (sprich: Cohks-) Oesen. Doch nicht blos an Steinkohlenlagern, sondern auch an Eisenerzen und Galmei ist die Mark reich. Aus letzterem Erze wird in besonderen Oesen das Zink gewonnen, welches man zum Decken flacher Dächer statt der Kupferplatten und zu allerlei Gerüchen gebraucht. Auch werden viele Tausend Tonnen Braun- und Thoneisenstein, auch Blackband oder Kohleneisenstein zu Tage gefördert. In thurmartigen Hohöfen, aus denen die Flamme emporschlägt und bei Nacht weithin einen Hellen Schein verbreitet, wird das Eisenerz geschmolzen. Das so gewonnene Roh- und Gußeisen wird in Eisenhämmern, Gießereien, Walzwerken und Stahlfabriken weiter verarbeitet. Die Gewerbthätigkeit beschränkt sich indessen nicht auf das Kohlen- gebiet selbst, sie dehnt sich auch über den südlichen gebirgigen Theil der Mark aus. Hier in den Thälern der Lenne, der Volme, Haspe, Ennepe und vieler kleinerer Flüßchen wohnt das rührige Ar-

4. Westfalen - S. 9

1870 - Breslau : Hirt
Das Herzogthum Westfale« oder das Südertand. 9 16,000 Einwohner und ist wohl der älteste Ausgangs- und Mittel- punkt der märkischen Industrie. Schon im Anfänge des vorigen Jahr- hunderts werden fast dieselben Iserlohner Fabrikate erwähnt, welche jetzt dort angefertigt werden: Eisen-, Stahl-, Messing- oder Bronce- waaren, Draht, Nadeln, Fingerhüte, Knöpfe und verschiedene Ge- spinnste und Gewebe. Auch die an Naturschönheiten reiche Umgegend ist voll von Fabrikanlagen. Wichtig ist auch Altena. Auf der die Stadt überschauenden Höhe liegt das Stammschloß der Grafen von der Mark, erbaut um 1120. Die Stadt, welche von den Ufern der Lenne und Nette eng an die Berghöhe gedrängt wird, hat über 6000 Einwohner und liefert Eisen-, Stahl- und Messingwaaren, auch schöne Gold- und Silberarbeiten. Unter den gewerbreichen Städten der Mark ist noch zu erwähnen Lüdenscheid mit mehr als 6000 Einwohnern, westlich von der Bahn zwischen hohen Bergen gelegen. 4. Das Herzogthum Westfalen oder das Süderland. Das ehemalige Herzogthum Westfalen umfaßt die Hälfte des Flä- cheninhalts vom Regierungsbezirk Arnsberg. Den Strich des Hellwe- ges von Werl bis Gesecke und des Haarstranges abgerechnet, ist es ein echtes Gebirgsland. Auf der rechten Seite der obern Ruhr bis zur Möhne in Norden lagert sich der Arnsberg er Wald. Die Ge- birge zwischen Ruhr und Lenne machen das Sauerländische Ge- birge aus; das Lennegebirge ist ein Theil davon; es zieht sich an dem rechten Ufer der Lenne entlang bis zum Einflüsse in die Ruhr. Südlich von dem Sauerländischen Gebirge, vom kahlek Astenberge bis zum Ederkopfe, breitet sich das Rothlager- oder Rothhaargebirge aus. Westlich von diesem und von der Lenne erhebt sich das Ebbegebirge, welches sich weit in die Rheinprovinz hineinzieht. Vom Ederkopfe nach Süden zieht sich dem Rheine zu der Anfang des Westerwaldes. Die zahlreichen Flüsse und Bäche des Süderland es bilden enge Thäler, welche von meistens steil ansteigenden Bergen eingeschlossen sind, und der ganze Raum zwischen den Flußthälern ist mit solchen bewaldeten Bergen bedeckt. In den höchsten Orten des Süderlandes, was hier mit Recht Sauerland heißt, z. B. bei Winterberg, giebt es gar keine Obstbäume mehr und von Gemüsen gedeihen nur Kartoffeln, gelbe Rüben, Kohl; der gemähte Hafer muß oft unter dem Schnee weg eingescheuert werden. Die Wälder, welche zum Theil noch Gemeindeeigenthum, meistens aber getheilt sind, machen den Hauptreichthum des Landes aus. Will man das Süderland weiter kennen lernen, dann muß man es auf seinen überall guten Post- und Landstraßen durchreisen. Die Hauptwege in das Bergland kommen über den Haarstrang von Soest (Söst) und von Lippstadt her. Auf der Höhe dieses Bergrückens hat man überall die schönste Aussicht, nordwärts über die gesegneten Fluren des Hellweges, südwärts in das dunkele Waldland. Eine dritte

5. Westfalen - S. 19

1870 - Breslau : Hirt
Wie die Sachsen zum Christenthum bekehrt wurden. 19 deutschen Völker in der Zeit vom vierten Jahrhundert an bis in das sechste hinein in der großen Völkerwanderung ihre Wohnsitze verließen und meist nach Südwesten in das große Römerreich eindrangen und es nach und nach auflösten, behielten die Sachsen ihre Wohnsitze un- verändert. Sie bewahrten auch getreulich Sprache, Sitte und Lebens- weise der Väter, wogegen die wandernden deutschen Völker mit Frem- den sich vermischten und dadurch neue Völker mit besonderer Sprache bildeten. Namentlich war es der Stamm der Franken, welcher sich im heutigen Frankreich ein mächtiges Reich gegründet hatte. Drei- hundert Jahre waren verflossen, seit diese Franken das Evangelium angenommen hatten. Seitdem hatten sich auch die übrigen deutschen Stämme dem Kreuze unterworfen. Nur die mächtigen Sachsen wollten von dem Glauben der Väter nimmer lassen. Darum haßten sie Alles, was ihnen von andern Völkern kam, und so verwarfen sie mit dem Bösen auch das Gute und wurden Feinde des Christenthums, das sie noch nicht kannten. Viele von ihnen hausten noch in Schluch- ten und Thälern und bei den dunkeln Bächen, die tief im Walde rinnen, wo das Wild seine Lagerstätte hat. Auch ihr Sinn war wild und zügellos, und dort im Waldesdunkel, an verborgenen Orten, hatten sie ihre Altäre und Opferstätten; denn sie meinten, es hätten die Götter vornehmlich in hohen und rauschenden Bäumen ihren Sitz. Vor Allem aber achteten sie einen großen Baum heilig; an dem war ein Götterbild befestigt. Dieser Baum hieß Jrmensäule und lag bei dem festen Orte Eresburg an der Diemel. Auch wähn- ten sie im Gesänge der Vögel und im Wiehern ihrer Pferde die Stimme der Götter zu vernehmen. Das gemeinsame Wohl aber beriechen sie in großen Versammlungen des Volks, und wenn ein Krieg ausbrach, wählten sie einen obersten Führer aus den Mächti- gen des Landes. 2. Bei dem Stamme der Westfalen war einer der Angesehen- sten Widekind oder Wieking; der ragte hervor durch Adel seines Ge- schlechts und Reichthum an Land und Knechten. Seine Stimme galt bei Allen; denn er war klug im Rache, tapfer und besonnen in der Schlacht, seinem Volke und seinen Göttern eifrig ergeben, und oft hatte er die Sachsen im Kriege geführt. Da nun im Fran- kenreiche der mächtige Kaiser Karl der Große regierte (768—814), wollte er auch die Sachsen für das Christenthum gewinnen. Durch das Gottesurtheil der Schlachten mußte er dem Heldenvolke zeigen, daß die alten Götter ohnmächtig seien. Aber es begleiteten ihn auf seinem Heereszuge in ihr Land auch Bischöfe, Aebte und Mönche, die sollten Kirchen und Klöster gründen und versuchen, ob die Sach- sen auf ihre Predigt hören würden. Er stürzte die heilige Jrmen- säule in den Staub und kam bis zur Weser. Die Sachsen aber vertheidigten sich tapfer, und Wieking kämpfte unermüdlich an ihrer Spitze. Und als die Franken in ihr Land zurückkehrten, stand er hinter ihnen auf mit allem Volk und zerstörte die Eresburg. Da 2*

6. Westfalen - S. 21

1870 - Breslau : Hirt
Mkirchliche Stiftungen in Westfalen. 21 und gab den Sachsen mildere Gesetze. So kam es 803 zu dem Frieden zu Selz. Er endete den 31jährigen Krieg zwischen Karl dem Großen und den Sachsen für diese ehrenvoll; denn sie behielten ihre alten Gesetze und erhielten Gleichheit mit den Franken. Fortan duldeten sie die christlichen Bisthümer und Klöster, welche der Fran- kenkönig in ihrem Lande gründete, und wurden so allmählich aus wilden Feinden treue Söhne der christlichen Kirche. 3. Mkirchliche Stiftungen in Westfalen. Nachdem Karl der Große die Sachsen durch das Schwert der christlichen Kirche gewonnen hatte, sorgte er durch Gründung von Bisthümern dafür, daß die Neubekehrten nun auch in sorgfältige kirchliche Pflege kamen. Das geschah namentlich durch die Gründung der Bisthümer Paderborn und Minden sür die Engern, Münster und Osnabrück für das nördliche Westfalen; der südliche Theil von Westfalen wurde zu dem Cölner Bisthumssprengel geschlagen. 1. Liudger und das Bisthum Münster. Erst nach lan- gem Kampfe Karl's des Großen wurden die Sachsen willig, die Boten des Herrn bei sich aufzunehmen. Da war es Liudger (Lüdger), den der Herr sich zum Rüstzeug seiner Kirche im Westfalenlande er- wählte. Schon vor seiner Geburt erfuhr er des Herrn sonderliche Bewahrung. Denn seine Mutter that nicht lange vor seiner Geburt einen schweren Fall über die Thürschwelle, da sie ihrem heimkehrenden Gatten freudig entgegeneilen wollte. Man trug ste für todt hinweg, aber sie genas, und gelobte, ihr Söhnlein solle ein Diener des Evan- geliums werden. Unter frommer Pflege und Zucht wuchs es heran zu einem reichbegabten und lernbegierigen Jünglinge. Wenn die fromme Mutter ihm und seinem jüngern Bruder von den Werken und Wegen Gottes aus der heiligen Schrift erzählte oder von den Worten und Wundern unsers Heilandes, da lauschte er, und es er- glänzte ihm Auge und Angesicht. So ward er mit der Milch des Evangeliums genährt und zu seiner weitern Ausbildung dann zu dem berühmten Abt Gregor nach Utrecht gegeben. Auch hatte er das Glück, lange den Unterricht des gelehrten und frommen Alkuin zu genießen. Das war der Mann, welcher in seinen Briefen oft gegen die blos äußerliche und gewaltsame Bekehrung der Sachsen eifert, der den Bischöfen zurief: „Seid Glaubenszeugen, nicht Zehentein- treiber!" Hier war die rechte Schule für Liudger. Im Jahre 785 bestimmte ihn Karl der Große auf Alkuin's Empfehlung zum Bischof der westlichen Sachsen. Mimigardefort, eine Vereinigung von 5 alt- sächsischen Höfen, aus denen das heutige Münster entstanden ist, wählte er zur Missionsstation. Er baute hier eine kleine Kirche und ein Wohngebäude für sich und seine Missionsgehilfen. (Noch eine längere Zeit hindurch setzten die Kanoniker am Dome dies einfache Zusammen-

7. Westfalen - S. 23

1870 - Breslau : Hirt
Dortmund und die heilige Feme. 23 Augen betrachteten. Bald wurde das Kloster durch fromme Schen- kungen reich, und die Zahl der Mönche stieg auf 300. Die arbei- teten drin in ihrem stillen Kloster wie die Bienen im Stocke: da wurden alte berühmte Bücher abgeschrieben, neue Schriften verfaßt; da wurde Unterricht ertheilt und der Ackerbau gepflegt. — Die genannten Bisthümer gehörten zu dem großen Herzogthum Sachsen; doch unter dem mächtigen Kaiser Friedrich Barbarossa wurde dieses Herzogthum zersplittert und dem Herzog Heinrich dem Löwen genommen, weil er seinem Herrn und Kaiser den Gehorsam ver- weigert hatte. Da wurde Westfalen als ein besonderes Herzogthum von Sachsen getrennt und dem Erzbischof von Cöln untergeben, und die Bisthümer wurden reichssrei. 4. Dortmund und die heilige Feme. 1. Dortmund war ehemals nicht nur eine freie Reichsstadt, sondern auch ein Glied des mächtigen Städtebundes, der Hansa ge- nannt wurde. Oester weilten die deutschen Kaiser in der altehrwür- digen Stadt. Besonders festlich ging es her, als im Jahre 1377 Karl Iv. drei Tage lang hier Hof hielt. An der Grenze des Stadt- gebiets empfing ihn der Magistrat mit den Reitern und Armbrust- schützen der Stadt; an einem weißen Stabe wurden die Schlüssel der Thore vorgetragen und dem Kaiser überreicht. Als Karl unter Glockenklang, unter Zinken-, Kesseltrommeln-, Geigen- und Pfeifenspiel in die Stadt einritt, führten die zwei Bürgermeister in voller Rüstung sein Roß am Zügel; vier Rathsherren trugen den Baldachin über ihm. Voran ritt der Herzog von Sachsen als Marschall mit dem Schwerte; im langen Zuge wurde der silberne Schrein mit den Ge- beinen des heiligen Reinold getragen, umringt von Schülern mit grünen Kränzen. Auf der Hauptstraße, „die rein gefegt war," stan- den rechts die Männer, links die Weiber der Stadt in ihren besten Kleidern. Der Kaiser wohnte im Hofe Johann's von Wickede, des Patriciers, der mit dem Rechte begnadet wurde, kaiserlicher Majestät den Steigbügel zu halten. Die Ehre so hohen Besuchs hätte die Stadt aber bald theuer büßen müssen; denn es begab sich, daß des Reiches Marschall vor dem Einzuge des Kaisers das Stadtthor nicht hoch und breit, die Straßen nicht weit genug fand, um seine Lanze querdurch zu führen. Schon wollte er Alles niederreißen lassen, so wie ihm in solchem Falle zukomme, und nur für eine bedeutende Geldsumme hielt er den Befehl zurück. 2. Neben der Stadtmauer unter alten, vermorschten Linden be- findet sich die Ding, d. i. die Gerichtsstätte der heiligen Feme. Das war im Mittelalter (vom 12. bis 15. Jahrhundert) ein weit und breit gefürchtetes Gericht; im Namen des Kaisers richtete es über Ehr- und Treulosigkeit, Raub und Gewaltthätigkeit, über Entweihung

8. Westfalen - S. 6

1870 - Breslau : Hirt
6 Wie es in der Provinz Westfalen aussieht. Die Bewohner dieser alten Höfe kommen nur Sonntags zur Messe (alle sind katholische, zu Hochzeiten, Begräbnissen rc. zusammen. Die Pfarrkirche ist der Mittelpunkt ihrer Vereinigung; ein oder zwei Wirthshäuser am Kirchhofe, ein Laden, einige Handwerker- und Tage- löhnerwohnungen bilden mit der Pfarre und der Schule das ganze Pfarrdorf. Bei der Einförmigkeit des Landes und der dargestellten Art seiner Bewohnung findet der Reisende, welcher romantische Gegenden und großstädtische Sehenswürdigkeiten aufsucht, nur einzelne Punkte, welche ihn auf seinem Wege nach Münster zur näheren Betrachtung cinladen möchten. Kommt er von der Nordsee her, dann gelangt er auf der Eisenbahn in 6 bis 7 Stunden von Emden dahin über Lin gen und Rheine. Hier bei Rheine schließen sich zwei andere Schienenwege an, der eine, welcher von Osten her, von Hannover und von Bremen über Jbbenbühren geht, der andere, welcher von Westen kommend die holländischen Güter und Reisenden von Amsterdam, Utrecht, Arnheim, Zütphen hierher bringt. Wer von Süden kommt, gelangt dahin auf der Münster-Hammer Bahn; er kann aber auch von Soest aus gerade nordwärts gehen über Herz- feld, wo in der Kirche das Grabmal der heiligen Jda, der Stamm- mutter des berühmtesten deutschen Kaisergeschlechts — der ersten Heinriche und Ottonen — gezeigt wird, und über Stromberg mit der Feste der im Mittelalter sehr gefürchteten Burggrafen, einer schönen gothischen Kreuzkirche und herrlicher Fernsicht über die Ebenen von Soest und Lippstadt bis zu dem im Süden sich erhebenden Berg- zuge der Haar. Von allen Seiten her sieht man die westfälische Hauptstadt Mün- ster mit den Thürmen ihrer vierzehn Kirchen schon in weiter Ferne aus der Ebene sich erheben. Bei dem Eintritte in die Stadt erblicken wir neben freundlichen neuen Gebäuden und stattlichen adligen Höfen manche noch aus dem Mittelalter herstammende Häuser mit hohen Giebelwänden. Fast ganz mittelalterlich schauen uns auf der Haupt- straße an die Häuser mit langen Bogengängen, das Rathhaus, die Lambertikirche und etwas zur Seite der Dom auf dem von Linden' beschatteten Domplatze, in dessen Umgebung sich das neue westfälische Ständehaus auszeichnet. Das Rath haus enthält den Saal, in welchem am 24. Oktober 1648 der westfälische Frieden unterzeichnet wurde, mit den Bildnissen der Gesandten; er hat noch ganz seine alte Einrichtung. Das Schloß der früheren Fürstbischöfe ist ein Pracht- gebäude des vorigen Jahrhunderts. Jetzt wird es von dem Ober- präsidenten von Westfalen und dem kommandirenden General bewohnt. Der schöne Schloßgarten enthält auch den zur Akademie gehörenden botanischen Garten. — Die Stadt Münster hat über 25,000 Einwohner.

9. Westfalen - S. 10

1870 - Breslau : Hirt
10 Wie cs in der Provinz Westfalen aussieht. Straße führt an der Ruhr herauf über Menden und Neheim nach Arnsberg. Die Soester Straße führt ebendahin durch den Arnsberger Wald, welcher sich 8 Stunden lang und 3 Stunden breit zwischen Ruhr und Möhne ausdehnt. Arnsberg ist eine hübsch ge- baute Stadt von 4500 Einwohnern, der Sitz der Regierung und eines Appellationsgerichts, und mit Recht viel gerühmt wegen seiner schönen Lage. Von dem Schloßberge mit den Ruinen der Burg der alten Grafen von Arnsberg und von mehreren anderen Höhen hat man herrliche Aussichten in das Ruhrthal. Die Ruhrstraße geht weiter im Flußthale hinauf nach Süden. Sie berührt Meschede mit schöner Umgegend. Hier wird sie durchschnitten von der großen Straße, welche von Lippstadt (Minden) nach dem Rheine geht. 5. Das Siegenfche. Das Fürstenthum (Kreis) Siegen ist zwar auch ein hoch- gelegenes mit Waldbergen bedecktes Land, aber es ist reich durch seine Mineralien, seine Industrie und den überaus sorgfältigen Anbau des Bodens. Der Siegener Wiesenbau ist weit berühmt. Wo in den meistens engen Thälern ein Stückchen Grasboden so gelegen ist, daß das Wasser eines Flusses oder Baches darauf geleitet werden kann, da werden eine Menge Gräben so gezogen, daß das Wasser über die ganze Grasfläche hinstießt. Bei aller Sorgfalt der Bodenbenutzung reichen aber dessen Erzeugnisse bei Weitem nicht aus zur Unterhaltung der zahlreichen Einwohner; die Hauptquelle des stegenschen Wohlstan- des ist der Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Wohnplätze des Landes liegen fast alle in den Thälern. Siegen allein hat einen eigentlich städtischen Charakter. Es hat 90oo Einwohner. 6. Das Paderbornfche. Wir durchreisen das Paderbornsche auf der Eisenbahn, die von Thüringen und Hessen herkommt und durch das Land über Pa- derborn nach Hamm führt. Die Eisenbahn geht von Kassel nord- wärts und zieht sich im Thale der Diemel herauf, welche zwischen Westfalen und Kur Hessen die Grenze bildet. Eine hohe, aus Quadersteinen gebaute Brücke führt bei Liebenau über das Thal des Flusses. Marburg an der Diemel ist der erste Anhaltepunkt in unserer Provinz; obgleich von da an die Berge beginnen, so breitet sich doch um die Stadt her noch eine der fruchtbarsten Gegenden aus, die dem Hellwege bei Dortmund und Unna und den Weizenfeldern bei Soest (Söst) an die Seite zu stellen ist; sie heißt die Marburg er Börde und ist für die Gebirgsgegenden eine wahre Kornkammer. Von hier an schlängelt sich die Bahn in allmählicher Steigung an der Ostseite des Eggegebirges oder des südlichen Teutoburger Waldes in die Höhe. Der Teutoburger Wald hat wohl die schönsten

10. Westfalen - S. 12

1870 - Breslau : Hirt
12 Wie es in der Provinz Westfalen aussieht. als die 4 Arme zu haben. Das übereilte Heirathen hat dem Lande viel arme Leute gebracht. Paderborn ist einer jener alten Bischofssitze, welche Karl der Große im alten Sachsenlande als Pflanzschulen des Christenthums errichtet hat. Es war an den zahlreichen Quellen der Pad er, wo er im Jahre 777 den ersten großen Reichstag im Lande der Sachsen hielt; 20 Jahre später stiftete er das Bisthum mit dem großen Dom. Die Siadt ist jetzt noch Sitz eines Bischofs. Oestlich von Paderborn am Ursprünge der Lippe liegt Lipp- springe, ein vielbesuchtes Bad. Auf der Eisenbahn kommt man von Paderborn aus bald nach Salzkotten. Schon der Name sagt es, daß hier Salz gewonnen wird; es ist eine der bedeutenderen Salinen der Provinz. 7. Das Minden-Kavensbergische. Der Regierungsbezirk Minden besteht aus einem südlichen Theile, dem Paderbornschen, und einem nördlichen; das ist das Ra- vensberger und Mindner Land. Quer durch diesen Theil führt die Cöln-Mindner Eisenbahn. Wir reisen auf derselben durch den Landstrich. Aus der norddeutschen Ebene von Hannover, Magdeburg und Berlin her tritt der Schienenweg vor Minden in Westfalen ein. Die Stadt liegt auf der linken Seite der Weser, nur die Festungswerke, welche sie mit hohen Wällen, tiefen Wasser- gräben und starken Mauern umschließen, nehmen beide Ufer des Flusses ein. Sie hat eine freundliche Lage; die Straßen sind schmal und winkelig, da die Festungswerke sie einengen. Sie ist eine der alten Bisthumsstiftungen Karl's des Großen. Ein stattliches und ehrwürdiges Gebäude ist der Dom; zwar kleiner als der zu Mün- ster und Paderborn, hat er doch drei Schiffe nebeneinander, mit hoch strebenden Pfeilern, von denen die schönen Kreuzgewölbe getragen werden. Die breiten Fenster nehmen beinahe die ganze Höhe der Mauer ein und reichen von unten bis in die Nähe des Daches, etwa 211/2 m (66 Fuß) hoch. Da die Stadt die Straße vom Rheine nach den Elbgegenden gerade da, wo dieselbe durch den Engpaß an der Weser führt, deckt, ist sie bis in die jüngste Zeit befestigt gewesen. Die Eisenbahn geht nicht bei der Stadt über die Weser, sondern bleibt auf der rechten Seite und läuft an derselben ein Stück stromaufwärts. Etwa eine Stunde oberhalb der Stadt führt sie durch einen Engpaß, in welchem sich die Weser zwischen hohen Bergen einen Durchbruch ge- bahnt hat. Die Bahn selbst zwängt sich zwischen dem Flusse und dem Bergabhange hindurch, aber dennoch eilen die Züge über die gefährliche Stelle rasch und sicher dahin. Westfälische Pforte heißt diese Durchbruchstelle des Stromes durch das Wesergebirge. Die Gegend hat einen großen und anmuthigen Reiz. Auf dem jenseitigen,
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